Besuch beim Berufsförderwerk Halle (Saale) - Berufliches Bildungszentrum für Blinde und Sehbehinderte

Veröffentlicht am 07.01.2011 in Soziales

Was passiert wenn sie durch Krankheit oder Unfall ihr Augenlicht verlieren? Haben Sie sich schon einmal darüber Gedanken gemacht? Sicherlich keine Frage, die man auf einer Kandidaten-Homepage erwartet.

Aber was wäre wenn? Dann gäbe es zum Beispiel eine Einrichtung in Halle, von der Sie vielleicht noch nichts gehört haben. Das Berufsförderwerk Halle (Saale), bietet Sehbehinderten und Blinden verschiedene berufliche Bildungsangebote und auf Wunsch ein umfassendes Rundum-Betreuungsangebot.

Bei meinem Besuch und einem anschließendem Gespräch mit Herrn Kunnig, dem Abteilungsleiter für Reha-Assessment, wurde ich von den vielfältigen Angeboten überrascht. Meine Überraschung und meine Eindrücke möchte ich mit Ihnen an dieser Stelle teilen.

Das Berufsförderwerk (Halle), eines von sieben in den neuen Bundesländern, blickt bereits auf eine lange Tradition zurück. Seit 1833 August Krause das Blindenwesen in Halle begründete, werden in hier Blinde ausgebildet. 1898 wurde die „Königlich-Preußischen Provinzial-Blindenanstalt“ in der Beesener Straße gegründet. Der Grundstein für eine integrative Einrichtung war gelegt.

Heute erhalten blinde und sehbehinderte Erwachsene hier auf Wunsch eine berufliche Neuorientierung. Oberste Ziele sind dabei für jeden Einzelnen neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen oder ihm die Möglichkeit zu geben im eigenen Beruf weiterzuarbeiten.

Hier war für mich beeindruckend, wie viele Menschen Hand in Hand für dieses Ziel arbeiten. Ausbildern, Psychologen, Sozialpädagogen und Hilfsmittelspezialisten qualifizieren Sehbehinderte und Blinde. Darüber hinaus bietet das BfW ein „Rund-um-Paket“ an.

Denn welcher Sehende macht sich schon Gedanken darüber, wie man sich in einer Stadt orientiert, wenn man seinen „eigenen Augen nicht trauen kann“? Wie organisiert man seinen Einkauf, wenn man die Dose Ananas nicht von der Dose Birnen unterscheiden kann? Mir sind diese tagtäglichen Probleme erst im Gespräch mit den Betroffenen klar geworden, die ich im BfW in der Lehrküche treffen konnte. Beeindruckend, wie viele Möglichkeiten und Hilfsmittel es gibt, die Orientierung und Vereinfachung des Alltags bieten. Noch beeindruckender sind jedoch die Leistungen der Menschen, die darauf angewiesen sind.

Die Hauptaufgabe des BfW ist es berufliche Umschulungen und Rehabilitation anzubieten. Berufe wie der Bürstenbinder oder Klavierstimmer sind in unseren Köpfen noch als typische „Blindenberufe“ vorhanden, gehören jedoch längst der Vergangenheit an. Heute sind es anspruchsvolle Kommunikations- und kaufmännische Berufe, in denen Blinde oder Sehbehinderte arbeiten. Neue Berufe mit besonderen Spezialisierungen, wie der Beruf der medizinischen Tastuntersucherin, hier helfen stark sehbehinderten oder blinden Frauen bei der Früherkennung von Brustkrebs, bieten Chancen für die Nutzer des BfWs.

In einem Gespräch mit Herrn Kießling erhielt ich einen kleinen Einblick in diese Bereiche. Durch einen Selbsttest erfuhr ich eindrucksvoll, wie sich bestimmte Augenerkrankungen auswirken. Die Auswirkungen solcher Erkrankungen, aber auch die Vielzahl von Hilfsmöglichkeiten haben mich erstaunt. Dabei können im BfW ganz individuelle Diagnose und Vermessung vorgenommen werden und die Hilfsmittel darauf angepasst werden.

Das BfW bietet aber auch vorbeugende Hilfe an. Einige Krankheiten führen erst nach Jahren zu einem Sehverlust, der Arbeitsplatz kann aber mit einfachen Hilfen erhalten bleiben. Derartige vorbeugende Maßnahmen können das Augenlicht schützen und sparen darüber hinaus später umfängliche Rehabilitationsmaßnahmen.

Hierfür werden optische und elektronische Sehhilfen individuell getestet und angepasst. Bei meinem Besuch habe ich selbst erlebt, was unterschiedliche Beleuchtung für die Arbeit an einem Computer-Bildschirm bedeuten – worüber ich in meinem persönlichen Alltag bisher nur wenig nachgedacht habe. Schon kleine Veränderungen können es so jedem Einzelnen ermöglichen, im eigenen Beruf weiterzuarbeiten.

Vorbeugende Maßnahmen und gezielte, auf jeden einzeln abgestimmte Hilfen sind eine wichtige Aufgabe auch für Arbeitgeber. Gesundheitliche Prävention wird in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Wenn bereits kleine Veränderungen die Arbeitsbedingungen des Einzelnen so verbessern können, müssen sie allen Beschäftigen zu Gute kommen, die an ihrem Arbeitsplatz über Sehbeschwerden – oftmals bei Bildschirmarbeit – klagen.

Betriebliche Gesundheitsförderung muss deshalb in unserem Bundesland eine größere Priorität bekommen. Ich werde mich dafür einsetzen dieses wichtige Thema in der nächsten Legislaturperiode des Landtages voranzutreiben. Ich will für eine stärkere Vernetzung der Beteiligten aus Kranken- und Rentenversicherungen, Berufsgenossenschaften, Gewerkschaften und Arbeitgebervertretern werben.


Katja Pähle und Gerlinde Kuppe beim Berufsförderwerk im Gespräch mit Herrn Kießling

 
 

Sprechstunde

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

auch wenn ich in meiner Rolle als Fraktionsvorsitzende derzeit oft in der Landeshauptstadt eingebunden bin, besteht natürlich auch weiterhin das Angebot einer Bürgersprechstunde. Hierfür bitte ich um eine kurze Terminabsprache mit dem Wahlkreisbüro via E-Mail oder Telefon.

Ich freue mich auf Sie

Mit besten Grüßen

Katja Pähle

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Fax: 0345/503031

 

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